Auch bei Inklusion gilt: Der Weg ist das Ziel
Johanne-Fahrt zum Thema Inklusion zwischen Brunsbüttel und Glückstadt
Brunsbüttel/Glückstadt - Obwohl sich in der Gesellschaft bereits viel zugunsten der Menschen mit Behinderungen gewandelt hat, gibt es noch viele Problemfelder für die Politik. Das wurde bei einer Fachdiskussion auf dem historischen Segelschiff zwischen Brunsbüttel und Glückstadt deutlich. "Wir müssen noch viele Prozesse in Gang bringen. Daher gilt auch hier: Der Weg ist das Ziel", erklärte Dr. Ulrich Hase, schleswig-holsteinischer Landesbeauftragter für Menschen mit Behinderungen, zu Beginn der Veranstaltung. Bei strahlendem Sonnenschein tauschten sich Experten des Landes und Vertreter der Arbeiterwohlfahrt bei der Fahrt auf der Elbe über die drängendsten Probleme aus: 1.immer noch zu viele Barrieren in jeder Form, 2. Probleme bei der Zuordnung der Kostenträger, 3. Zugang zum ersten Arbeitsmarkt, 4. Einzelbegleitung von Kindern mit Behinderungen zum Beispiel im Schullalltag.
Zu Beginn der Veranstaltung, die von Hans Peter Stahl vom AWO Landesverband moderiert wurde, verdeutlichte Dr. Hase den Unterschied zwischen Inklusion und Integration: "Integration zielt auf die individuelle Hilfe für den einzelnen Behinderten ab, während Inklusion eine systemische Herangehensweise erfordert. Insofern ist Inklusion nicht die Steigerung von Integration." Einige waren sich die Beteiligten, dass Menschen mit Behinderungen mehr an den Entscheidungsprozessen beteiligt werden sollten. Das beinhaltet nicht nur die Gründung und Begleitung von Heimbeiräten oder Werkstatträten, sondern auch Gespräche auf anderen Ebenen - und zwar auf Augenhöhe.
Als aktuelles Thema wurde zudem der Einsatz von Schulassistenten diskutiert, die nach einem entsprechenden Urteil des schleswig-holsteinischen Landesozialgerichts landesweit eingeführt werden sollen. Werden damit die Schulbegleitungen, die unter anderem von der AWO Schleswig-Holstein organisiert werden, überflüssig? Christoph Sewe, der ein solches Projekt in Neumünster und im Kreis Rendsburg-Eckernförde leitet, machte dabei deutlich, wie stark die Nachfrage an den entsprechenden Dienstleistungen in den vergangenen Jahren gewachsen ist. Allein im Rahmen seines Projektes werden mittlerweile knapp 100 Kinder individuell beim Schulgang und zuweilen darüber hinaus betreut.
"Arbeit und Beschäftigung sind ein höchst stabilisierender Faktor für Menschen mit Behinderungen. Aber leider sind die Rahmenbedingungen immer noch nicht optimal, um genügend Betroffenen in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren", erklärte Hans Peter Stahl, Spartenleiter Psychosoziale Dienste bei der AWO. Ein Grund, warum Arbeitgeber vor der Einstellung von Menschen mit Behinderungen vor einer Einstellung zurückschrecken, ist der besondere Kündigungsschutz. Dr. Ulrich Hase plädierte daher dafür, den Kündigungsschutz abzuschaffen, auf der anderen Seite aber die Abgaben für Unternehmen bei Nichteinhaltung der Behindertenquote deutlich zu erhöhen. Eine Forderung, der die meisten Diskussionsteilnehmen vorbehaltlos zustimmten.